Roggenhagen

2016-08-07 025 ganzkow
Im Jahre 1322 schenkte Busso von der Dolle dem neugestifteten Vikariat in der Marienkirche zu Friedland 5 ½ Hufen von vier Bauernhöfen in Roggenhagen. Die Abschrift dieser Urkunde im Mecklenburger Urkundenbuch bestätigt die Ersterwähnung von „Roghenhaghen".

Das gestiftete Vikariat der Friedländer Kirche bedeutet eine finanzielle Dotierung für die Stelle eines geistlichen Amtes, meist eines noch in der Ausbildung befindlichen Geistlichen oder Amtsgehilfen.


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Abbildung 1 - Wappen der Familie von Glöden


Nach Untersuchungen von Franz Boll aus dem Jahre 1846 lebten im 13. und 14. Jahrhundert zahlreiche Rittergeschlechter im Land Stargard. Aus der Mark Brandenburg wanderte damals das adlige Geschlecht von der Dolle hier ein, ließ den Wald roden und gründete das Dorf Roggenhagen. 1420 verkaufte Hans Kobecke zu Roggenhagen aus seinen zwei Höfen den Kalandsbrüdern auf dem Werder für 20 Mark eine Rente von zwei Mark. Auch die adligen Geschlechter der Rieben in Galenbeck und die Bertikow in Pleetz hatten Besitzanteile in Roggenhagen. Der Hauptanteil des Gutes jedoch war in den Händen der Familie von Glöden. Schon 1312 soll einer Nachricht nach ein Hermann Glöden dort gewohnt haben. 20 ¼ Hufen besaßen sie als Lehen der Johanniter und 26 Hufen als Lehen der Landesherren. Auch sie waren eng mit der Kirche in Friedland verbunden und so schenkte 1339 Wilhelm Glöden einige Einkünfte an das Vikariat in Friedland. 1470 stifteten Achim und Berend Glöden in der Kirche zu Roggenhagen ebenfalls ein Vikariat zu Ehren der heiligen Anna und der heiligen Katharina. Der Rittmeister Joachim August von Glöden hinterließ 1766 nur eine Tochter, die Erbjungfer war und sich 1785 mit dem Rechtsgelehrten des Stiftes Kolberg, Georg Sigismund von Arnim, vermählte. Im folgenden Jahre verglich sich der nächste Lehnsfolger Hans Friedrich von Glöden mit seiner Nichte über die Abtretung ihres Erbjungferrechts. Er übernahm das Gut und verkaufte es anschließend für 36 000 Taler Gold an den Geheimen Ratspräsidenten Stephan Werner von Dewitz auf Cölpin. Von 1795 an bis 1931 blieb das Gut in den Händen der Familie von Dewitz.

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Abbildung 2 - Das Gutshaus auf einer Aufnahme von 1929


Im Jahre 1728 ließ die Familie von Glöden in Roggenhagen ein imposantes Herrenhaus errichten. Nach einem Brand in der Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgte eine Neuausstattung der Innenräume im Stil des Rokoko, die Georg Krüger 1929 ausführlich beschreibt: „Die Räume links vorne zeigen die ausgesprochene Rokokodekoration, im ersten Raum an den Wänden auf Leinwand gemalte Ranken und naturalistische Blumen auf gelbem Grunde als Supraporten (gerahmtes Zierfeld über Türstürzen) und über dem Kamin Tierbilder. Im zweiten Raum sind auf grünem Grunde an den Wänden die vier Jahreszeiten dargestellt in entsprechenden Stilleben, die auf dem aufgelösten Muschelwerk des Rokoko drapiert sind. Die Decken haben ein einfaches Rahmenmotiv, die Fußböden im Eichenholzparkett ein Flechtmotiv mit quadratischen Rahmen. Der Gartensaal hat getäfelte Wände."

Seil 1795 befand sich das Gut im Besitz der Familie von Dewitz. Ein Verkauf erfolgte 1931, wobei das Herrenhaus und der Garten in Familienbesitz blieben. Letzte Besitzerin war Friederike von Dewitz, die auch nach 1945 auf dem Gut blieb und 1970 verstarb. Das Herrenhaus wurde am 1. Mai 1945 von russischen Soldaten gesprengt.

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Abbildung 3
Die Kirche mit dem romanischen Fensterpaar im Ostgiebel

 

Die Kirche in Roggenhagen ist ein Feldsteinquaderbau des Übergangsstiles, errichtet in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der wehrhaft wirkende Bau besitzt einen eingebauten Westturm gleicher Breite, mit zwei massiven quadratischen Geschossen. Den Abschluss bildet ein vierseitiger, durch ein Gesims unterbrochener Pyramidenhelm. Der unter Verwendung von Backstein errichtete Ostgiebel stellt einen schlichten Blendengiebel mit einem darunter liegenden Fensterpaar mit abgestuftem Gewände und eingestellten Rundstab dar. Die Verwandtschaft mit pommerschen Bauten zeigt sich besonders in diesem romanischen Ostfensterpaar der Kirche zu Roggenhagen.


W. Fuhrmann


Quelle: Neverin Info 03/2007 - Seite 22