Dahlen

2016-08-07 025 ganzkow
Wie bei fast allen Dörfern hier auf dem Werder handelt es sich bei der ehemaligen Ortslage von Dahlen um ein typisches Angerdorf. Diese Dorfform besitzt das kennzeichnende Element des Angers, ein in der Grundform spitzovaler Raum, auf dem sich ein breiter, großer Teich befindet. In diesem Fall wird der Teich durch einen Weg in der Mitte geteilt. Die Kirche liegt seitlich auf einem Hügel in der Flucht der Bauernhöfe auf der östlichen Angerseite. 1757 lag neben der Kirche noch der Gutshof, aus dem dann ein Jahr später der Pfarrhof wurde. Daneben, am einstigen Nordende des Bauern-Angers entstand der neue Gutshof, von dem das Gutshaus bis heute erhalten geblieben ist. Der übrige Teil des Westrandes vom ehemaligen Anger ist noch teilweise erhalten, wobei der Ostrand durch ein Tagelöhner-Straßendorf ersetzt wurde. Diese Beschreibung liefert uns eine Karte aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
 
Die Ersterwähnung des Dorfes jedoch geht zurück bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts. Laut dem Mecklenburger Urkundenbuch schenkte im Jahre 1315 Fürst Heinrich II. von Mecklenburg dem Kloster Wanzka das Eigentum von acht Hufen in dem Dorf „Dalym“. Nach Kühnle (Die slawischen Ortsnamen in Mecklenburg) entspricht „Dalym" einem Personennamen und wird dementsprechend als der „Ort des Dalim" bezeichnet.

Die geschichtlichen Daten für das Dorf Dahlen sind sehr Umfangreich und umfassen die Klientel vom Kloster Wanzka bis hin zum Rostocker Bürger. So schenkte besagter Fürst 1325 den Kalandsbrüdern auf dem Werder eine Hebung (Steuer) von 30 Schilling aus „Dalem“. Im nächsten Jahrhundert werden in den Urkunden Heinrich Osterwolde und vor allem die Vorsteher der Marienkirche zu Friedland und zu Neubrandenburg als Besitzer genannt. 1591 verpfändete Brand von Schwicheld seinen Anteil an Dahlen für 2000 Gulden an die Witwe des Rostocker Ratsherrn Christof Jentzkow. Zwei Jahre später geschieht dasselbe mit dem angestammten Besitz der Familie von Lübberstorf - das halbe Schulzengericht, drei Bauern- und fünf Kossatenhöfe gehen an die Familie Schwicheld. In den folgenden Jahren haben vor allem die Peccatel zu Weisdin und die Familie I.übberstorf Eigentum in Dahlen. In den Kriegen des 17. Jahrhunderts hatte das Dorf sehr zu leiden. So waren 1621 und l639 nur die Peccatel im Dorf, alle anderen Höfe lagen wüst. Sieger konnten sich nun leicht Besitz aneignen. So kam auch der schwedische Kriegsrat Philipp Joachim vom Ornstedt nach Dahlen. 100 Jahre später war auch diese Familie wieder verschwunden und das Gut kam letztendlich an den Kammerjunker Julius Friedrich von Dunckherr auf Beseritz. Nach dessen Tod 1735 konnten seine Neffen das Gut nicht halten und es ging für 21 000 Taler an Ernst Friedrich von Raven auf Ballin. Zusammen mit Beseritz und Salow erwarben es dann die Gebrüder von Hahn auf Remplin. wobei Dahlen der Anteil von Alexander von Hahn wurde. Dieser ließ den Gutshof an das Nordende des einstigsten Angers legen und das Gutshaus dort neu errichten. Als Alexander ohne Leibeserben starb, fiel das Lehen an den Herzog von Mecklenburg-Strelitz zurück, der es dann nach langen Verhandlungen wieder an den Erben der Hahn, Wilhelm von German für 30 000 Taler überließ. 1784 kauften Johann August Schlettwein und seine Schwägerin das Gut, von denen es letztlich in die Pacht des Baron von Langermann-Erlenkamp gelangte. Baron Ferdinand von Langermann-Erlenkamp ließ nach 1800 das heutige Herrenhaus als einen zweigeschossigen Putzbau unter einem Satteldach errichten. 1864 wurde das Gut an Heinrich Stever auf Neuenkirchen veräußert und die Familie hielt das Gut bis zur Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg.


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Abbildung 1 - Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde die Kirche als frühgotischer Feldsteinquaderbau errichtet


Auf einer Anhöhe nördlich des Angers liegt die Dahlener Kirche. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde der frühgotische Feldsteinquaderbau mit Formteilen in Backstein errichtet. Der quadratische Turmunterbau jedoch stammt aus der Zeit des späten Mittelalters (Ende des 15. Jahrhunderts). Aus den Pfarrakten ist zu erfahren, das im Jahre 1657 an Stelle des baufälligen Kirchturms ein neuer vom Zimmermeister Joachim Nemerow aus Brandenburg errichtet wurde. Es wird sich dabei sicher um einen hölzernen Oberbau auf dem Feldsteingeschoss gehandelt haben. Um 1850 erhielt der Turm seine jetzige Gestalt. Nach Plänen von Baurat Friedrich Wilhelm Buttel bekam der Turm zwei Fachwerkobergeschosse mit einem abschließendem Pyramidenhelm und einer Schiefereindeckung. Die Kirche selbst wurde schon um 1670 ausgebaut. Der schwedische Kriegsrat Ornstedt ließ die Schäden des Dreißigjährigen Krieges (1618-48) beseitigen. Er lieferte Balken und Bretter für das Dach und die Decke, ließ die Fenster der Langseiten vergrößern und stiftete Altar, Prediger- und Beichtstuhl.

Gedeckt wurde die Kirche mit einem Strohdach. Besonders hervorzuheben ist das spätromanische Westportal der Kirche in Dahlen. Es handelt sich dabei um ein dreifach abgetrepptes Granitportal, außen und innen im Wechsel mit grauen Granitquadern und roten Backsteinblöcken. In der Mitte schmücken Terrakottablöcke mit Rankenornamenten das Portal.
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Abbildung 2 – Figur und Zeichen auf einer Seite der Steinfünte

 
Aus der Erbauungszeit der Kirche stammt sehr wahrscheinlich der Taufstein aus Granit. Georg Krüger ließ für sein Buch der „Kunst- und Geschichtsdenkmäler“ von den Relieffiguren auf dem Stein Zeichnungen anfertigen und schrieb dazu: „Vor der Kirche steht eine Fünte, in einen unregelmäßigen, nach unten verjüngten Granitblock hineingehauen. An zwei gegenüberliegenden Stellen ist, in Reliefplastik vorstehend, auf der einen Seite eine stehende menschliche Figur mit dem Kreuzstab und der Siegesfahne in der rechten Hand und der Andeutung eines hängenden Hornes unter der linken Hand, auf der anderen Seile nur ein Brustbild. Zwei Symbole sind neben den Figuren angebracht, lateinisches Kreuz und heraldische Lilie. Außer den erhabenen Figuren sind alle Ornamente vertieft. Der untere Teil der Fünte ist mit horizontalen, unregelmäßigen Rillen bearbeitet."
 
W. Fuhrmann


Quelle: Neverin Info 01/2007 - Amtsteil Seite 24 und Neverin Info 02/2007 - Amtsteil Seite 32