Brunn

2016-08-07 025 ganzkow
Nun liegt das Dorf Brunn zwar sehr weit im nördlichen Teil von Mecklenburg-Strelitz, ist praktisch nur einen Steinwurf von seinem pommerschen Nachbarort Grischow entfernt, aber man sollte dennoch nicht glauben man stünde hier nicht auf der Höhe der Zeit. Der Absender der abgebildeten Ansichtskarte war der festen Meinung, dass Brunn nicht bei Staven liegt, so wie auf der Karte eingedruckt, sondern bei Neubrandenburg und nicht in Mecklenburg, sondern in Mecklenburg Land. Nun könnte man natürlich über diese Pedanterie heute schmunzeln, damals jedoch hatte die eigene Identität einen ganz anderen Stellenwert in der Gesellschaft. Und in diesem Falle hatte der Absender sogar recht. Er schrieb die Karte am 18.8.1933. Sieht man in das mecklenburgische Ortsverzeichnis von 1930, so ist da zu lesen: „Brunn, Post Neubrandenburg, Mecklenburg, Land Stargard"!

 
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Abbildung
1 - Der Gutshof von Brunn auf einer Ansichtskarte von 1933

Georg Krüger beschreibt in seinen Kunst- und Geschichtsdenkmäler Mecklenburg-Strelitz das alte Brunn als ein Angerdorf von 900 m Länge. Davon ausgehend kann man sagen, dass das Dorf um das Jahr 1758 aus weit über 20 Höfen bestand und somit als ein „übergroßes Angerdorf“ angesehen werden kann. In Brandenburg und im östlichen Pommern sind oft sehr große Dörfer entstanden. So sind die Angerdörfer in Mecklenburg-Stre1itz in der Regel auch etwas größer als in Mecklenburg-Schwerin. Die Höfe des Dorfes waren im Mittelalter im Besitz verschiedener Familien. In den alten Urkunden finden sich immer wieder die in der ganzen Gegend für Besitz bekannten Familiennamen, wie die zu Ihlenfeld, von Staffeldt, von Glöden, von Dewitz und von Oertzen.

Im Mecklenburger Urkundenbuch wird schon im Jahre 1308 von einem „dominus Jode Brunnis sacerdos" gesprochen, der durchaus einmal als Pfarrer in Brunn tätig gewesen sein kann. Als urkundliche Ersterwähnung jedoch gilt der 13. November 1355. In jenem Jahr wird Bernhard von Falkenberg als Pleban (Pfarrer) in „Brunne" urkundlich bezeugt. Aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt auch die Kirche, errichtet als ehemals turmloser Feldsteinquaderbau mit eingezogenem Rechteckchor. An der Südseite der Kirche befindet sich ein abgetrepptes Spitzbogenportal aus Granitsteinen und darüber ein Rundfenster. Beim Bau der Kirche in Brunn wurden übrigens keine Backsteine verwendet, nicht einmal, wie sonst üblich, bei den Fenstereinfassungen. Die Zierde einer jeden Kirche sind unter anderem seine Portale. Das Westportal ist heute zugemauert und zu einem Grabmal umgestaltet worden, ebenso zugemauert wurde die Priesterpforte im Chor. Der einzigste Zugang zur Kirche ist heute die großzügig gestaltete Laienpforte in der Südwand, mit den symmetrisch zur Portalachse angeordneten Fenstern und dem sorgfältig gearbeiteten Rundfenster darüber.

Sicherlich aus statischen Gründen baute man im 1.5. Jahrhundert die beiden Stützpfeiler an die Westwand der Kirche. An dieser Seite errichtete man dann auch im 17. Jahrhundert aus dem Dach heraus den hohen Kirchturm. Im folgenden Jahrhundert bekam der Turm auf seiner quadratischen Glockenstube und dem achteckigen Schaft eine barocke, glockenförmige Haube mit einem Pyramidenhelm. Gedeckt wurde der Turm mit Schiefer.

1842 erfolgte ein umfassender Umbau nach Plänen von Friedrich Wilhelm Buttel. Dabei wurde das Traufegesimses in Backstein erneuert, der Triumphbogen beseitigt und eine neue Putzdecke in Chor und Schiff eingebracht. Das Innere der Kirche wurde im einfachen, gotisierenden Stil völlig umgestaltet.

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Abbildung 2 - Inneres der Kirche um 1929
 
Das Herrenhaus in Brunn ist ein zweigeschossiger, klassizistischer, um 1800 errichteter, massiver Putzbau unter Satteldach.

W. Fuhrmann
 

Quelle: Neveriner Info 06/2006 - Amtsteil Seite 20